WasserKultur

WasserKultur auf dem NaturGut Katzhof

Wir wollen auf dem NaturGut Katzhof ein ganzheitliches Wassermanagement etablieren, das den natürlichen Wasserkreislauf in unserer unmittelbaren Umgebung fördert und stärkt. Wir legen damit den Grundstein für eine zukunftsgerichtete Wasserkultur auf dem NaturGut Katzhof.

ganzheitliches Wassermanagement

Als Grundlage des ganzheitlichen Wassermanagementsystems dient uns das 4S-Prinzip: Slow, Spread, Soak and Store. Wir wollen die Oberflächenabflüsse verlangsamen, auf der Fläche gleichmässig verteilen, diese einsickern lassen und bei grossen Wasseraufkommen speichern und auch regulieren können. Auch die Bäume und Sträucher die entlang der Hauptlinien gepflanzt werden haben eine wichtige Funktion bezüglich Bodenwasserhaushalt und dem Wasserkreislauf. 

Keylines / Hauptlinien

Die Keylines oder Hauptlinien geben die Struktur auf den Landwirtschaftsflächen vor. Anhand dieser Struktur werden sämtliche Elemente in das System integriert. Entlang der Hauptlinien legen wir die Wassergräben an und pflanzen die Baum- und Strauchkulturen. An den neuralgischen Punkten werden die Wasserspeicherbecken und der Weiher realisiert. In der Karte nebenan sehen Sie, wie wir den Wasserlauf entlang der Keylines leiten und wo das Wasser in den Boden einsickern soll. Mehr Wissenswertes zu Keyline Design erfahren sie weiter unten.

Wassergräben

Die Wassergräben bilden die Lebensadern des ganzen Systems. Sie transportieren das Wasser und  sind das zentrale Element für die Etablierung des oben beschriebenen 4S-Prinzips. Die Wassergräben werden innerhalb eines befahrbaren Pufferstreifens so angelegt, dass eine effiziente Bewirtschaftung der Gräben, der Baumkulturen wie auch der angrenzenden Ackerkulturen möglich ist. Wie diese Wassergräben ausgestaltet sind, entscheidet die jeweilige Situation vor Ort. Beispiele dazu sind in der Skizze von Markus Schoch zu sehen.

Wasserspeicherbecken

Ein wichtiges Ziel des Projektes ist, Wasserverluste zu verringern und das Wasser zum richtigen Zeitpunkt für die Pflanzen verfügbar zu machen. Hier spielen die Wasserspeicherbecken eine wichtige Rolle. Sie werden so dimensioniert, dass sie bei Starkniederschlägen einen wesentlichen Teil der Oberflächenabflüsse speichern können und später den Bedarf für die Kulturen decken können. Wichtig sind auch Regulierungsvorrichtungen um den Überlauf der Becken weiterleiten zu können. 

Weiher / Biotop

Als weiteres Element integrieren wir einen Weiher in das System. Dies ist explizit als ökologisches Element vorgesehen und soll einen wertvollen Lebensraum für verschiedene Lebewesen, v.a. Amphibien, bieten. Er soll auch uns Menschen als Erholungsraum dienen und die Landschaft ästhetisch Aufwerten. Wertvolle Informationen zu Lebensräumen und Förderung von Amphibien finden sie über den untenstehenden Link.

WasserKultur in der Landwirtschaft

Seit Urzeiten ist das Wasser elementarer Bestandteil der landwirtschaftlichen Produktion. Eine Agrarkultur ohne Wasserkultur ist undenkbar. So finden wir in vielen historischen Aufzeichnungen wie das Wasser für die Landwirtschaft nutzbar gemacht wurde. Diese Anstrengungen prägen bis heute wesentliche Teile des Landschaftsbildes. In der stetigen Entwicklung der Wassernutzung für die Landwirtschaft sind wir heute an einem Punkt angekommen, wo der Aufwand für die Nutzung von Wasser für die Lebensmittelproduktion ein in vielen Bereichen schädliches Ausmass angenommen hat.

Traditionelle Bewässerung

In vielen historischen Aufzeichnungen wird beschrieben wie das Wasser seit jeher für die Lebensmittelproduktion nutzbar gemacht wurde. Verschiedene Wasserkulturen haben sich, angepasst an die regionalen Voraussetzungen, über die Zeit entwickelt. Als Beispiele können hier die Suonen im Oberwallis oder die Wässermatten in unserer Region genannt werden. Eine sehr wertvolle Arbeit zum Erhalt des Wissens dieses Kulturerbes leistet die Stiftung „IZTB – Internationales Zentrum für Traditionelle Bewässerung in Europa“, das seinen Sitz ganz in unserer Nähe in St.Urban, LU hat.

Heutige Bewässerung

In der Entwicklung der Wassernutzung für die Landwirtschaft sind wir an einem Punkt angekommen, wo der Aufwand zur Nutzung von Wasser für die Lebensmittelproduktion ein in vielen Bereichen schädliches Ausmass angenommen hat. Das Wasser wird durch Rohrleitungen gepumpt, was der Vitalität des Wassers schadet und sehr ressourcen- und energieintensiv ist. Durch die Art und Weise der heutigen Bewässerung entstehen grosse Wasserverluste und ist daher sehr ineffizient. Hier sind Anstrengungen nötig und innovative Ideen gefragt um die Wasserversorgung in Zukunft sicherzustellen.

Zukünftige Bewässerung

Wenn wir traditionelles Wissen mit modernen Technologien kombinieren und dabei den Fokus auf eine naturnahe, energie- und ressourcenschonende Bewässerungskultur legen, können wir sehr resiliente und effiziente Systeme entwickeln. Solche Systeme werden sich in die natürlichen Kreisläufe integrieren und damit viele wertvolle Synergieeffekte hervorrufen. Die Gestaltungsmethode des KeyLine Design kann hier einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Etablierung solcher Systeme leisten.

KeyLine Design

Keyline Design ist eine Planungs- und Gestaltungsmethode zur Entwicklung ländlicher und städtischer Landschaften, um den Wasserhaushalt und damit auch die Nutzung ihrer Wasserressourcen zu optimieren. Sie basiert auf einer umfassenden Standortansprache und beinhaltet einen umfangreichen Planungsrahmen. Die sogenannten KeyLines werden mit Einbezug der topografischen Verhältnisse so angelegt, dass Wasser (Oberflächenabfluss) kontrolliert und langsam an trockene Stellen fliessen kann. Dies mindert Wasserverluste und Bodenerosion, fördert den natürlichen Bodenwasserhaushalt und damit langfristig auch die Grundwasservorkommen. Gleichzeitig leisten solche Strukturen einen wichtigen Beitrag zum dezentralen Hochwasserschutz. Ein weiterer, ganz wesentlicher Aspekt ist die Ästhetik. Wir schaffen mit KeyLine Design organische, ansprechende Landschaftsmuster.

Geschichte / Hintergrund

Die Gestaltungsmethode des KeyLine-Design wurde in den 1950er Jahren durch P.A. Yeomans von der Bergbauwirtschaft in die Landwirtschaft übertragen, beschrieben und angewandt. Ursprünglich kommt diese Gestaltungsmethode aus dem Bergbau, wo Wasser einerseits aus den Gruben herausgeleitet werden musste und gleichzeitig als Energieträger genutzt werden konnte. Durch die Nutzung des natürlichen Gefälles konnte dieser Wassertransport energieeffizient umgesetzt werden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Oberharzer Wasserwirtschaft, die als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt ist.

KeyLine Design in der Landwirtschaft

Werden entlang den Linien und Strukturen die sich aus der KeyLine Planung ergeben, auch Gehölzkulturen angelegt, entsteht eine naturnahe Nutzlandschaft, die der ursprünglichen halboffenen Wald-Weidelandschaft ökologisch nahe kommt. Sie hält Feuchtigkeit, baut Humus auf, speichert Kohlenstoff und schützt vor Wind und Austrocknung. Um solche Strukturen in die heutige, mechanisierte Landwirtschaft praxistauglich zu integrieren, wurde das System (v.a. durch Philipp Gerhardt und Mark Shepard) mit dem sogenannten Hauptlinien-System erweitert. Dieses ermöglicht parallele Strukturen, die mit Maschinen gut zu bewirtschaften sind.